Burgenbau und Steinmetzzeichen
Standortwahl, Bauplanung
Den Standort für eine neue Burg wählte der Bauherr meist nach strategischen Gesichts- punkten aus: gute Verteidigungsmöglichkeiten, einfache Erreichbarkeit, nahe Haupt-verkehrswege. Auch das Aussehen einer Burg bestimmte der neue Besitzer. Allerdings: Genaue Baupläne gab es zur Zeit des Burgenbooms in Pfalz (Mitte 11. bis Mitte 13. Jhd.) kaum. Der Baumeister, der für jedes größere Gebäude nötig war, kam meist mit ein paar wenigen Grundrissen aus. Er war ständig selbst auf der Baustelle anwesend und löste anstehende Probleme meist pragmatisch an Ort und Stelle. Der Baumeister war auch für die Anstellung der Handwerker zuständig: der Steinmetze, Maurer, Träger, Mörtelmischer, Zimmerleute und der Hilfskräfte, die vor allem für die Ausschachtung der Baugrube beziehungsweise für die Begradigung des felsigen Untergrundes auf den Felsspornen gebraucht wurden. Zu diesen Arbeiten wurden auch die Leibeigenen und die Bauern herangezogen, die ihrem Adelsherrn zu Frondienst verpflichtet waren.
Das Mauerwerk
Vor allem für die Fundamente und für die Sicherungsmauern wurden gewaltige Mengen an Steinen benötigt, die Schildmauern und die Wände der Bergfriede waren mehrere Meter dick. Die Mauern wurden zweischalig gebaut, das heißt Außen- und Innenmauern wurden mit behauenen Steinen hochgezogen, der Zwischenraum wurde mit unbehauenen Blöcken und Mörtel gefüllt. Bei den Pfälzer Burgen lag der Sandstein vor der Tür, einiges Material fiel auf der Baustelle selber an, zum Beispiel bei der Ausschachtung des Grabens oder bei der Begradigung und Aufsteilung der Felswände.
Die Steinhauer lieferten die groben Blöcke, aus denen die Steinmetze dann die Quader fertigten. Dieser schlug zunächst eine Kante, den sogenannten Saumschlag. Von dieser Ausgangslinie schlug er eine zweite, rechtwinklig liegende Kante und fluchtete dann den vierten Eckpunkt mit Hilfe von Messlatten. Die nun definierte Grundfläche war die Ausgangsbasis für die weitere Arbeit.
Für Sakralbauten wurden die Quaderflächen meist glatt behauen, bei den Mauern der Burgen sind auch häufig sogenannte Buckelquader zu sehen, Steine mit sauberem Randschlag, deren Schauseite absichtlich grob behauen blieb. Sie wurden ab Mitte des 12. Jahrhunderts als dekoratives Element eingesetzt. Als Werkzeug dienten den Steinmetzen Meißel in verschiedenster Form.
Die Arbeiten wurden sehr genau ausgeführt, die Fugen zwischen den mit Mörtel verbundenen Steinen sind häufig nur einen Millimeter breit. Für besondere Arbeiten wie Leibungen von Fenstern und Türen, Gewölberippen-steine, Handläufe von Wendeltreppen oder Fensterrosetten wurden sogenannte Laubhauer, mitunter auch Bildhauer angestellt.
Transport auf der Baustelle
Die großen Steinquader wogen schwer. Vieles wurde getragen, über Gerüstrampen und Leitern. Für den Transport vor allem in die Höhe mussten sich die Baumeister jedoch etwas einfallen lassen. Winden, Seilrollen und Treträder, die bei großen Gewichten von mehreren Männern gleichzeitig bedient werden konnten, halfen dabei. Die Steine wurden dabei mit großen Zangen gefasst, an denen das Seil befestigt war. Auf vielen Steinen sieht man noch heute die kleinen Vertiefungen, die nötig waren, damit die Zangen nicht abrutschten. Gebräuchlich war auch der sogenannte Wolf. Dabei wurde in die Oberseite des Stein ein Loch gebohrt, in dem das kegelförmig gegeneinander verschiebbare Hebezeug verkeilt werden konnte.
Steinmetzzeichen
Steinmetzzeichen waren schon in der Antike gebräuchlich. Von der Mitte des 12. Jhd. an kamen sie wieder vermehrt auf. Ihnen werden mehrere Funktionen zugeschrieben. Die frühen bildhaften Zeichen werden als Abwehr- oder Bannsymbole interpretiert. Die geo-metrischen Zeichen, die Buchstaben oder einfachen Striche dienten jedoch der Identifikation. Zum einen zeigten sie an, wo der Stein im Mauerwerk seinen Platz hat, zum anderen hatte später auch jeder Steinmetz sein Zeichen, was die Lohnabrechnung vereinfachte. Baumeister und Laub- oder Bildhauer setzten ihr Zeichen aber auch an markanter Stelle, um ihr Werk eindeutig zu kennzeichnen.