Projektdaten und Realisierung
Projektdaten
Bauherr:
Ortsgemeinde Lemberg vertreten durch Verbandsgemeindeverwaltung Pirmasens-Land,
Bahnhofstraße 19, 66953 Pirmasens
Gebäude:
Umbauter Raum: ca. 1.050 m3
Begehbare Ausstellungsfläche ca. 92 m2
Nutzbare Ausstellungs-Wandfläche 37 lfdm
3 Ebenen (2 Galerien) mit Luftraum
Leichtbaukonstruktion über Stahlskelett
Integration von Fels + Mittelalterlichen Mauerteilen
Stahlspindeltreppe über Steinsockel
Tageslicht durch Oberlicht + Fenster-Fixverglasung
Bauzeit:
Freilegung Herbst 1999 / Frühjahr 2000
Beginn Rohbau 9/2000
Fertigstellung Bau 8/2001
Fertigstellung Ausstellung 9/2001
Kosten:
Gebäude + Ausstellung rund 690.800 DM
Das Projekt wurde wie folgt finanziert:
50 % aus EU-Fördermittel im Rahmen des Interreg II -Programms in den Regionen Saarland, Lothringen und Westpfalz
Komplementärfinanzierung durch Landesmittel
Eigenmittel der Gemeinde
Planung, Bauleitung, Ausstellung:
Architekturbüro Jan Martin Klessing, Gottesauerstraße 29
76131 Karlsruhe
Angaben zum Projekt und seiner Realisierung
Die Einrichtung des Infozentrums (BLIZ) auf der Burgruine Lemberg steht zeitlich und programmatisch in engem Zusammenhang mit den umfassenden Konservierungsmaßnahmen, welche seit Juni 1999 an Burgmauern und Toren im Bereich der nordwestlichen Auffahrt vorgenommen werden.
Das zwischen die Rückwand des Burgschänkehauses des Pfälzerwaldvereins und das Felsplateau integrierte Gebäude trägt geschickt zur Lösung mehrerer Problemaspekte der aktuellen Situation am Burgberg zugleich bei: Die Attraktivität der gesamten Burganlage wird durch die Einbindung des Infozentrums in ein übergeordnetes Rahmen-Konzept zur Sanierung und Nutzung der Burg gesteigert.
Durch Überbauung, Herrichtung und Nutzung wird Schutz für bedeutende Teile eines Baudenkmals gewährt.
Durch die Einbeziehung der Felszonen und des Ruinen-Befundes in das Gebäude werden Teile der Burg selbst Bestandteil der Ausstellung und leisten einen thematischen Beitrag.
Das Kostenvolumen für die Errichtung des Infogebäudes wird durch Anlehnung an Felswände und vorhandene Bauteile reduziert.
Das Gebäude ist auf den ersten Blick ohne großen bautechnischen Aufwand als Schutzhalle über 3 Ebenen konzipiert, wobei die 2 oberen Ebenen als Galerien den Luftraum zwischen integriertem Burgfelsen und Rückwand der Burgschänke offen belassen. Durch ein langgestrecktes Oberlicht werden alle 3 Ebenen über den Luftraum für den Tagesbetrieb sehr zufriedenstellend belichtet. Die Aufstellung der benötigten Stahlkonstruktion stellte sich jedoch bald als relativ schwierig heraus; die Stahlträger konnten nicht per LkW oder Kran an die entsprechenden Stellen transportiert werden. Schließlich wurden die Stahlträger in einer spektakulären Aktion per Helikopter auf die Oberburg transportiert und gleich montiert.
Der Besucher soll das Gebäude vom Felsplateau auf der oberen Ebene 3 betreten. Er erschließt vertikal über eine Spindeltreppe auf historischem Steinsockel die weiteren Galerien und verlässt das Gebäude unten über eine Brücke, welche eine offene Felszisterne überspannt, in Richtung Kapelle. Programmatisch sind die einzelnen Schwerpunkte der Ausstellung entsprechend der Abfolge im Rundgang den verschiedenen Ebenen zugeordnet.
Themenschwerpunkte der Ausstellung sind:
Anlage und Geschichte der Burg Lemberg
Leben und Gesellschaft auf mittelalterlichen Burgen
Darstellung der 20 nächsten wichtigen Burgen der Region
Darstellung verschiedener Burgenbereiche im Detail
Erläuterungen zu Handwerkstechniken des Mittelalters
Touristische Hinweise zur Region
In der Ausstellung werden präsentiert:
Großformatige Informationstafeln
Fundstücke in Vitrinen und Steingarten
Computer-Terminal mit erweiterten Informationen und Hinweisen zum Internet
Restaurierte archäologische Bauteile und "natur"-belassener Burgfelsen
Der Bezug zum Nachbarn Frankreich wird im grenzüberschreitenden Rahmen durch die Kooperation mit der Gemeinde Bitche (Alsace) hergestellt. Das dortige Festungswerk findet in der musealen Präsentation der Ausstellung entsprechende Berücksichtigung.
Die Darstellung der durch die jüngsten archäologischen Ausgrabungen in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnisse zur Anlage der Burg Lemberg bildet natürlich einen zentralen Schwerpunkt der Ausstellung. Hier ist die große Chance geboten, direkt am historischen Ort auch für den Laien erfahrbar, umfassend aktuelle Informationen sowohl zum archäologischen Procedere als auch zum neuen wissenschaftlichen Kenntnisstand anschaulich zu präsentieren.
Deutlich werden soll auch die Notwendigkeit der archäologischen Untersuchungen, dass Gewinn an historischer Erkenntnis nur mit systematisch angewendeter wissenschaftlicher Methodik erzielt werden kann und dass der Aufwand für Dokumentation und Zeichnung im Detail die Grundlage für die präzise Befundinterpretation bildet und dem Architekten Voraussetzung für das Verfassen der richtigen Konservierungskonzeption sind.